Das mit den Breakbeats hat er schon lang raus. Aber so eiskalt und schneidend wie bei seinem aktuellen Lieblingsprojekt BOOOM! klangen sie nie. Zusammen mit Sängerin Layla Carter, 18, hat der Regensburger Drummer Gerwin Eisenhauer, 55, seit gut einem Jahr ein Mehrgenerationen-Ding am Start, ein Duo, das konsequent Konventionen sprengt. Techno Jazz? Drum and Voice? Sucht euch was aus, sagt Carter, die mit improvisierten Lines und Rhymes dazu beiträgt, dass jeder Auftritt von BOOOM! zum Abenteuer gerät. Ein Treffen mit dem zur Zeit aufregendsten Act der Stadt – ausnahmsweise ganz laid back

0941mag: Layla, Gerwin, das war wirklich ziemlich wundervoll, was ihr neulich beim Jazzfest abgeliefert habt! Wie habt ihr es erlebt?

Gerwin: Bisher haben wir es immer so gemacht, dass wir einfach auf die Bühne gegangen sind und gespielt haben. Inzwischen gibt’s zwar ein paar Songstrukturen. Aber wir werden immer freier in dem, wie wir musikalisch kommunizieren. Wir gehen auch viel intuitiver mit den Loops um. Also, mir hat’s total gefallen!

Layla: First of all: Unsere Musik ist nicht zum Sitzen! Deshalb fand ich’s im ersten Moment … naja, es gab mir so’n paar throw backs. Ich dachte an unseren ersten Auftritt im Jazzclub und das war jetzt nicht die prickelndste Erfahrung, weil es einfach nicht die Nische ist, wo ich mich zu hundert Prozent wohl fühle, wenn Leute nur da sitzen, Wein trinken und zuschauen.

Danke dafür 😉

Layla: Naja, ich will ja mit den Leuten interagieren! Das war diesmal besser, nicht nur, weil die vom letzten Jahr zum Teil wiedergekommen sind, sondern weil jetzt auch viele Jüngere kommen – und das verbindet dann wieder die Generationen, die da aufeinander treffen. Deswegen: Ich fand’s schon angenehm. Ich bin jetzt kein Mensch, der danach lang beim Gig bleibt, bin meistens auch gleich wieder weg, weil’s mir schnell zu viel wird. Ich mein’ …

Ja?

… man jumpt da ne Stunde rum, muss schauen, dass die Crowd passt. Aber währenddessen muss ich mir auch wieder neue Texte einfallen lassen. Denn bis auf drei Tracks ist bei BOOOM! alles improvisiert – und selbst da mach’ ich ja noch Versions draus und das ist anstrengend. Definitiv anstrengend! Zu zweit ist es sogar noch anstrengender als wenn man mit mehreren Musikern spielt. Wobei, okay, da musst du dann wieder mehr hören, mehr aufpassen, schauen, dass du nicht in ein Solo rein plapperst oder so…

Gerwin (lacht): Das Problem hast du mit mir nicht …

Layla (steckt sich eine Zigarette an, bläst Rauch in die Luft): Nee, hab ich nicht (lacht)!

Ich finde BOOOM! ehrlich gesagt total spannend. Aufregend. Anders. Wie geht’s euch damit?

Gerwin: Ich glaube, BOOOM! ist in mehrerlei Hinsicht ungewöhnlich. Nur Schlagzeug und Stimme gibt’s nicht so oft. Was mich betrifft, ist es auch kein gewöhnliches Drumset, das ich da spiele, sondern ein E-Drumset. Das heißt: Ich hab’ die Kontrolle über alle harmonischen und melodischen Teile an dem Set, das ist sehr fordernd – und deswegen ist es natürlich schon auch ein perfektes Match, dass Layla und ich uns trotz des großen Altersunterschieds musikalisch so gut verstehen. Es gibt da eine Schnittmenge, wo wir denselben Taste haben. Und wir können auf Augenhöhe miteinander kommunizieren, weil wir dieselbe musikalische und auch rhythmische Sprache sprechen.

Booom! live: Techno Jazz? Drum and Voice?

Nach euerm Konzert hatten viele das Gefühl, etwas bisher Ungehörtes, musikalisch Richtungsweisendes erlebt zu haben. 

Layla: Ich muss sagen, ich find’ unser Konzept nicht so weird, wie es oft dargestellt wird. BOOOM! ist jetzt nicht wirklich komplett neue Musik. Es ist improvisierte Musik, hat halt keine feste Form und geht deshalb, vielleicht, nicht so ins Ohr wie die Jazz-Standards, die man sonst beim Jazzweekend oft hört. Die sind populär. Wir sind’s, glaub’ ich, eher nicht. Für uns ist BOOOM! free and easy. Fürs breite Publikum dagegen ist es gewöhnungsbedürftig. Aber das verstehe ich auch. Denn wo hört man heute schon live improvisierte Musik?

Gerwin: Die meisten, die live improvisieren, machen das in einem Kontext von üblichen Parametern im Jazz wie Swing und so weiter. Wir dagegen arbeiten im EDM-Kontext, das heißt wir improvisieren auf der Basis von Stilen der Elektronischen Dance Music – was nicht unbedingt Jazz-üblich ist und insofern aus dem Rahmen fällt.

Angekündigt wart ihr als Techno Jazz-Act. Ich hör’ bei euch: Reggaetone, Dancehall, UK Garage, Dubstep, HipHop, einen Schuss R’n’B. Gehört’s zur DNA  von BOOOM!, Verwirrung zu stiften? 

Gerwin: Naja, irgendwas muss halt immer drauf oder drunter stehen, je kürzer und griffiger, desto besser. Techno Jazz als Label für die Programmmacher war tatsächlich von mir, drum and voice – à la drum and bass – wär’ wahrscheinlich treffender gewesen.

Layla: Also, was mich betrifft: Ich bin nicht da, um die Leute zu überraschen! Ich bin da, um zu singen. Aber ich spür’ schon auch die Verwunderung so auf der persönlichen Ebene, wenn Leute zu mir kommen und sagen: „Ich hab’ dich vor dem Auftritt gesehen und ich hätte nie gedacht, dass du das abziehen könntest auf der Bühne!“ Das ist dann für mich so: „Willkommen in meiner Welt! That’s what I do!

Ich hab’ dich auch vor dem Auftritt gesehen – du warst inmitten der vielen Leute total fokussiert. Wie machst du das? Was geht da in dir vor?

Layla: Das ist was, was die meisten Gesangslehrer hassen, wenn Sänger:innen ihre Augen zumachen beim Singen! Aber ich hab’ viel meine Augen zu auf der Bühne, gerade wenn ich mich intonatorisch einhören möchte. Vor den Gigs ist es so: Ich blend’ alles und jeden aus, will mich all den Reizen erst gar nicht aussetzen und versuch’ auf diese Weise, mich irgendwie durchzumogeln: „Hey, sorry, könnt’ ich mal kurz durch? Ich muss da hinter. Ja, ich sing’ gleich! Bis später …“

Es gibt BOOOM! jetzt seit einem Jahr. Wo habt Ihr euch kennengelernt?

Gerwin: Die Layla studiert am Music College, war Studentin bei mir und auch in meinem Ensemble, da ist sie mir aufgefallen. Im Ensemble haben wir auch Stücke ausgesucht, von denen ich dachte, das ist was für sie, für ihre besondere Art von Phrasing. Gegen Ende des letzten Schuljahres habe ich sie dann gefragt: „Layla, ich hab’ einen Gig am Jazzweekend, wollen wir zusammen spielen?“ Ich wollte so ein komplett improvisiertes Techno-Set machen und das lief dann so gut, dass wir danach gleich beim Münchner Jazzfest im Blitz-Club aufgetreten sind.

Was hast du gedacht, als dein Lehrer auf dich zugekommen ist, Layla?

Layla: Geff ist kein Lehrer in dem Sinn für mich! Das funktioniert am Music College nicht so, wie man das vom herkömmlichen Schulbetrieb kennt. Man macht viel zusammen, spielt vor allem auch viel zusammen, und Geff war jetzt auch nicht der einzige, der mich gefragt hat. Ich hab auch mit zwei, drei anderen Dozenten gearbeitet, Dinge probiert, aber mir war immer klar, dass ich meinen eigenen Stunt machen will. Nur Cover-Mucke zu spielen zum Beispiel war keine Alternative für mich. BOOOM! dagegen hat mich vom ersten Moment an gereizt.

Du hast schon mit so vielen Künstler:innen zusammen gespielt, Gerwin, in so vielen Formationen, was reizt dich speziell an BOOOM! ?

Gerwin: Ich bin ein großer Freund von kleinen Formaten! Mit dem Trio 11, meiner langjährigen Band, habe ich 20 Jahre zusammen gespielt, der Tod unseres Pianisten Walter Lang hat dann bei mir eine große Leere hinterlassen – ich kann mir bis heute nicht vorstellen, die Band wieder zu aktivieren, jedenfalls an dem Punkt in meinem Leben nicht. Ich mag Duos, Trios, Quartett ist schon das Höchste. Ich bin kein Freund von Big Bands. Mir gefällt der Sound, aber ich würde nicht in einer Big Band spielen wollen, einfach, weil das Format so wahnsinnig festgelegt ist. Eine Band mit 20 Leuten, die müssen immer spezielle Arrangements spielen, du musst immer wissen, wann wer einsetzt. Es ist ein starres Format und ich mag kleine Formate, weil man da mehr Freiheiten hat. Und noch mehr Freiheit als im Trio hat man im Duo – das ist, wie wenn man am Tisch sitzt und du sprichst mit einer Person. Ein Dritter, der nicht weiß, wann er den Mund halten soll, würde da schon wieder stören. Und das Tolle an der Arbeit mit Layla ist, dass ich mir da keine Gedanken machen muss. Ich weiß, dass ich mich auf sie verlassen kann, dass sie genau das Richtige macht in dem Augenblick.

Wie geht’s dir umgekehrt, Layla? Ist dieses Sich aufeinander verlassen-Können ein wesentlicher Faktor für dich bei BOOOM! ?

Layla: Nee. Nee! Es macht einfach Spaß! Deswegen mach’ ich’s. Ich mach’s nicht, weil’s was Neues ist. Ich mach’s nicht, weil man nur zu zweit ist. Ich mach’s nicht, weil ich so jung bin und Geff so alt, ich mach’s, weil’s mir Spaß macht. Das ist das Einzige, was mich da hält. Wenn’s mir keinen Spaß machen würde, hätte ich auch schon längst zum Geff gesagt: „Auf Wiedersehen, ich such’ mir wieder was Neues!“

Klare Ansage!

Layla: Naja, was soll ich sagen? Ich hab’ halt sehr jung angefangen, Musik zu machen. Und bitte: Ich bin kein Genius! Ich bin auch kein Wunderkind! Musik in der Schule zu lernen zum Beispiel liegt mir gar nicht und in den Prüfungsphasen, da, wo ich am intensivsten Harmonielehre gelernt habe, hat’s mir am meisten die Musik kaputt gemacht. Ich hab’ das wie eine Art Angriff auf mich selbst erlebt. I’m not saying, dass diese knowledge unnötig ist, im Gegenteil. Ich weiß, wenn ich mal Bock auf’n komplettes jazzy Album mit Live-Band habe, wird mir das helfen. Aktuell aber ist alles, was passiert, Intuition für mich. Und diese Intuition ist mir heilig. Weil sie ist das, was alles am Leben hält.

Du warst nie ein Jazz-Dogmatiker, Gerwin, sondern mehr ein musikalischer Grenzgänger. Ist es so, dass du jetzt mit BOOOM! noch mal ganz bewusst Neuland betrittst? 

Das hör’ ich in letzter Zeit öfter, dass ich mich mit BOOOM! noch mal neu erfunden hätte! Was stimmt, ist: Ich habe in all den Jahren nicht ein Mal ein elektronisches Drumkit angelangt. Und ich hab’s auch nur gekauft, weil ich in meinem Apartment in der Altstadt damit üben wollte, weil’s leise ist und weil man über Kopfhörer spielen kann. Erst hab’ ich’s dann wirklich auch nur zum Üben benutzt. Dann habe ich festgestellt: Mich interessiert an einem E-Drumset nicht, ein akustisches Schlagzeug zu imitieren. Sondern mir gefällt’s, Sounds zu generieren, Töne zu samplen, die ich aus einem akustischen Drumset nie rauskriegen würde. Die Möglichkeit, ganze Phrasen abzuspielen, sich überlagernde Soundscapes zu erzeugen: Das war viel Programmierarbeit und ich hab’ auch gebraucht, um mir das alles drauf zu schaffen. Es war ein Prozess. Und in diesem Prozess ist dann auch einiges von dem entstanden, was BOOOM! heute ausmacht. Gefehlt hat mir am Ende nur noch eine Stimme. Ich steh’ einfach total auf Gesang. Und als ich die Layla dann im Ensemble hatte, dachte ich: Für so ein Projekt, für diesen Sound – gepaart mit der Bühnenpräsenz, die sie hat – wäre sie einfach perfekt. 

Layla, zur Musik von BOOOM! muss man sich einfach bewegen. Das Abtanzen in Clubs haben viele in Pandemiezeiten brutal vermisst. Was ist das für ein Gefühl, so eine Crowd erwartungsvoller Leute glücklich zu machen?

Layla: Ich versuch’, ehrlich gesagt, solche Erwartungen gar nicht an mich ranzulassen, weil wenn ich mir klar mache, die Leute haben jetzt eine Erwartung, jede einzelne Person in diesem Raum möchte jetzt das erleben, was man ihr erzählt hat, was andere Leute erzählt haben oder was sie selbst schon mal erlebt hat, setzt mich das nur unter Stress. Für mich geht’s erst mal drum, meine Erwartungen erfüllen! Die Frage ist: Bin ich zufrieden mit meinem Gig? Weil, wenn ich zufrieden bin, sind auch die Leute zufrieden.

Seinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden, ist oft schwerer als den Erwartungen Anderer. Bist du ehrgeizig? 

Layla: Ehrgeizig schon, ja, aber in Grenzen. Wenn ich merke, okay, mir geht’s grad körperlich nicht so gut, die Stimme ist nicht zu 100 Prozent da, aber es ist voll und ich spür die Vibes, nehm’ ich mich zurück. Ich weiß aber auch in so ner Situation, was ich machen muss, damit die Leute auf ihre Kosten kommen. Also: Ich bin nicht so ehrgeizig, wie alle denken. Nee! Sondern I go with what feels right und das ist es doch, was die Leute erwarten: that I do my stuff, we do our stuff and that’s why people come!

So schön das ist, sich mal wieder so richtig fallen zu lassen – es führt auch dazu, dass man sich in der Musik und speziell auch im Flow deiner Stimme verliert und weniger auf die Texte achtet. Welche Rolle spielen die bei BOOOM! ?

Layla: Also, die Texte sind jedes Mal andere. Es gibt einen Track, der ist auch ziemlich Dancehall-angelegt oder besser: Vogue-mäßig, und dieses: bring it to the dancefloor/ that’s where the girls are ist ein Satz, den ich mir dafür merke. Die restlichen Strophen denke ich mir jedes Mal neu aus. Das ändert sich also ständig, die Texte sind nicht immer gleich, und wenn du einmal an einem Abend da warst, kannst du nicht über alles judgen. You must come regularly to see what I’m really talkin’ about in my music – weil ich das nicht alles an einem Abend zeige.

Mein Eindruck war: Die Texte sind nicht unwichtig, im Gegenteil, sie sind dir wichtig.

Layla: Das stimmt! Ich interessier mich sehr. Aber ich rede nicht gern über die Themen, die mich gerade beschäftigen. Ich wandle das in Musik um. Das können Sachen sein, die aktuell sind. Die mich bedrücken. Oder was ich grad sehe. Es können aber auch mal nur drei Wörter sein, die mir ständig einfallen und wie Lauryn Hill mal gesagt hat: „Wenn ich Baby singen möchte, singe ich auch 16mal Baby!“ Ich reflektier’ mich selber in der Musik. Und das bring’ ich dann und gebe ich weiter. Mir ist wichtig, Dinge sagen zu können. Aber meine Texte sind jetzt nicht so eindeutig und ich würde auch nie behaupten, dass meine Sicht der Dinge richtig ist. Mir kommt’s im Gegenteil drauf an, dass viele Möglichkeiten offen sind, wie man meine Texte verstehen kann.

Kannst du noch ein bisschen mehr dazu sagen? 

Layla: Hmmm: Es geht bei mir viel um die Menschen. Wir müssen ja ständig miteinander interagieren. Und für mich ist es immer wieder ein Menschen neu-Verstehen. Die Liebe ist ein wichtiges Thema. Aber eigentlich will ich wirklich nicht viel so darüber reden. Mir ist lieber, dass die Leute mit nem offenen Ohr in die Konzerte gehen. Das ist auch spannender – nicht zu wissen, was auf einen zukommt. Fürs Publikum. Und auch für mich. Ich schreib’ zum Beispiel auch keine Texte vor. Wenn ich wirklich im Studio bin und Sachen aufnehme, benutze ich vielleicht mal zwei, drei Lines, die reinpassen, die ich irgendwann mal aufgeschrieben habe und die sich reimen …

Gerwin: Es ist auch so, dass dieselben Songs oft unterschiedlich rüberkommen! Was an dem einen Abend total positiv klingt, kommt dann auf einmal eher dark daher – das ist dann doch wieder vielleicht der Jazz-Part. My funny Valentine zum Beispiel ist von Haus aus ein todtrauriger Song, es gibt aber auch luftig-leichte Interpretationen, die etwas Tröstliches haben.

Wie ist eigentlich die Rollenverteilung bei BOOOM! ? Wie entwickelt ihre eure Songs/Tracks? Wir haben vorhin gesagt: Es ist improvisierte Musik. Heißt das, dass es überhaupt keinen Rahmen im Sinne von Komposition gibt?

Layla: Nicht wirklich. Nein. Wir haben unsere origins, wo wir herkommen mit unserer Mucke, aber das war’s auch schon. Ich würde mich da auch gar nicht einengen lassen wollen. 

Gerwin: Also, es gibt Material, das ich vorbereite, Loops und Phrasen, die ich ausprobiere, die ich beim Spielen – auch live auf der Bühne – aber immer wieder verändern kann. Was ich auch mache. Das ist sicher kein Kompositionsprozess im klassischen Sinn. Es ist mehr wie ein Maler seine Farben mischt. Und welche Farbe ich wohin klatsche, wie ich sie auf der Leinwand arrangiere, hängt davon ab, was ich von der Layla kriege. Oder wie die Vibes im Publikum sind. Zuletzt habe ich manchmal auch gar nicht gespielt, ganz intuitiv nur Layla mit der Stimme machen lassen, weil ich das Gefühl hatte, dass das ein guter Moment ist. Wohin die Reise geht, können wir beide sowieso nicht sagen.

Das heißt? 

Gerwin: Ich hab’ viel darüber nachgedacht, ob wir dieses künstlerische Konzept weiter machen können und wie wir’s weiter entwickeln könnten. Dass man also zum Beispiel sagt: Layla und ich haben einen Track draußen, egal ob auf Bandcamp oder Apple Music oder anderswo, aber es kann durchaus sein, dass der morgen wieder anders klingt, weil die Layla ihre lyrics umschreibt über Nacht und dann laden wir das hoch. Oder ich leg’ einfach noch mal einen geileren Bass darunter. So zu produzieren, wär noch im Zeitalter der CD gar nicht möglich gewesen. Heute geht das und das kommt uns und unserer Auffassung von Musik – als work in progress – natürlich entgegen. 

„Wohin die Reise geht, können wir sowieso nicht sagen“: Hipster’s Delight BOOOM! © Berli Berlinski
Layla Carter, 18, gebürtige Regensburgerin, ist Schülerin am Music College, einer privaten Berufsfachschule für Rock, Pop und Jazz. Sie kommt aus einer musikaffinen Familie und gilt selbst als musikalisches Ausnahmetalent. Mit fünf verblüfft sie Eltern und Lehrer, weil sie unbedingt Klavierspielen lernen will: "Wie soll das Kind sich Skalen merken, wenn es noch nicht mal lesen kann?" Aber: Layla setzte sich durch. Neben BOOOM! pflegt sie Kontakte in eine multinationale Szene. Wer wissen will, was sie selbst so hört und was sie inspiriert, kann ihr bei Soundcloud folgen - Gerwin Eisenhower, 55, ist Dozent für Drums, Percussion, Ensembleplaying, Rhythmik und Rockgeschichte am Music College. Er stammt aus Weiden i.d.Opf. und war zehn, als er mit dem Schlagzeugspielen begann. Während seiner Zeit auf dem Gymnasium nimmt er Privatunterricht u.a. bei Wolfgang Haffner, nach dem Abitur geht er zum Studium ans Drummers Collective nach New York. Eisenhauer ist als Live- und Sessionmusiker international bekannt und gefragt. Mit BOOOM! und Layla Carter gastiert er demnächst unter anderem in Passau (29.07.), Berlin (17.09.), New York City (26.+27.10.) und Boston (28.10.)