Kulturwissenschaftlerin, Autorin, Theatress und fluide Online-Persona: Es sind „viele kleine künstlerische Leidenschaften“, die sie ausmachen, sagt die Neu-Regensburgerin Kathrin Schobel. Fürs Theater am Haidplatz hat sie nun ein Stück geschrieben, das sie auch selber inszeniert: „4ZimmerWohnung“, ein Notturno für Schlaflose und Unerschrockene, fordernd, unterhaltsam und woke. Eine Begegnung

0941mag: Kathrin, was ist Theater für Sie: Ein Zimmer mit Meerblick? Ihr Mindpalace? Eine Mietwohnung?

Kathrin Schobel: Eine Mischung, glaube ich: Es ist ein Mindpalace, weil es damit zu tun hat, wo ich mich sehe und wo ich hin möchte. Aber auch irgendwo mein Zimmer, weil ich jetzt ja durch die Reihe „Nachtdienst“ auch die Chance bekomme, mich auszudrücken, zu zeigen und mich dadurch auch selber zu beschreiben.

Auf Twitter beschreiben Sie sich als Theatress

…oh, Twitter-Account gefunden (lacht)? Theatress steht für mich erst mal für die simple Tatsache, dass ich am Theater arbeite. Gleichzeitig bin ich ein Mensch, der auch im realen Leben und im Alltag super viel „inszeniert“ – hauptsächlich mich selber –  durch Kleidung oder kleinere Gesten. Ich probier mich gern aus, liebe Rollenspiele, schreib’ selber Geschichten. So ist das Theater für mich zu einem Ort geworden, wo meine vielen kleinen, künstlerischen Leidenschaften wunderbar zusammenlaufen. Wo alles, worin ich gut bin und was ich gern mache, einen Nutzen bekommt. Das meine ich mit Theatress.

Momentan arbeiten Sie als Regieassistentin?

Yep! „Richard III.“ hatte vor Kurzem Premiere. Davor war „Alarm“ am Theater am Haidplatz. Ich hab’ überhaupt viel am Haidplatz gearbeitet bisher: „Mitte der Gesellschaft“ war mein allererstes Stück dort, „Die Laborantin“ habe ich jetzt übernommen. Und auch bei „Bunbury“, dem Freilichttheater, habe ich assistiert.

Mit „4ZimmerWohnung“ bringen Sie jetzt ein Stück auf die Bühne, das Sie auch selbst geschrieben haben. Sind Sie ein Kontrollfreak? Oder nur ehrgeizig?

Naja, ich bin so ein Mensch … ich sag mal: Ich wär gern der Matthias Schweighöfer vom Theater, möchte in alle Bereiche meines Projekts involviert sein.

Das heißt?

Ich würde am liebsten meine Sachen selber schreiben, ich würd’ gern mitspielen und, wenn möglich, würde ich sie auch noch selber produzieren. Aber ich bin froh, dass ich den „Nachtdienst“ bekommen habe und direkt mit einem eigenen Text einsteigen kann – denn dadurch kann ich mehr zeigen als nur, dass ich vielleicht halbwegs ein Gespür dafür habe, wie man Szenen machen kann.

Ehrlich gesagt hätte ich mir bei Ihnen auch vorstellen können, dass Sie das Stück komplett spielerisch erarbeiten, auf der Bühne, mit den Darstellenden, in bester Off Off-Tradition.

Ein Risiko ist immer dabei! Wir haben zum Beispiel noch nicht allzu oft geprobt – und auch da haben wir den Text nur gelesen. Richtig gesprochen haben wir darüber noch nicht. Das Problem ist, dass alle meine Schauspielenden im Moment super involviert sind in Umbesetzungen und Endproben. Es könnte also sein, dass an der einen oder anderen Stelle was noch nicht passt, dass man dies oder das noch besser ausdrücken kann und wenn ich da einen guten Input von außen kriege, schreib’ ich auch was um. Prinzipiell aber war’s mir wichtig, mit dem Text, wie er ist, zu starten, weil jede der vier Figuren auch einen Teil meiner Identität ausmacht.

Identitäten #1: Bin ich das?

Zum Beispiel? 

Figur D. D ist für mich eine super wichtige Figur, weil ihm die Kommunikation und das Verstehen des Gegenübers genauso am Herzen liegt wie mir. Mit ihm habe ich mich auch am Sensibelsten beschäftigt. Denn D. ist ein trans Mann und weil wir im Ensemble keinen trans Mann haben, den ich da hätte besetzen können, wird die Figur von einem cis Mann gespielt.

Ist das nicht ein No-Go?

Ein No-Go nicht. Aber es ist eine Entscheidung, die gut überlegt sein muss und die ich deshalb im Austausch mit der trans Community getroffen habe. Ich hab’ nicht einfach so für mich, als cis Frau, beschlossen, dass das schon in Ordnung ist und läuft, sondern in Rücksprache mit trans Männern hauptsächlich, von denen ich viele in meinem Bekanntenkreis habe oder übers Internet kenne. Mit denen habe ich auch den Sprechtext, die wirklich wichtigen Stellen zur trans Identität, weiterentwickelt, umgeschrieben und quasi gegen checken lassen – damit ich weiß, ich erzähl’ keinen Mist und hab’ den Blick von den Leuten drauf, die das tatsächlich betrifft. Klar, ist das nicht ideal. Aber wenn ich nun mal nicht die Möglichkeit habe, einen trans Mann von außen ans Theater zu holen, was wegen Corona im Moment leider nicht geht, dann ist es immer noch besser, diese Identität reflektiert und sensibel auf die Bühne zu bringen als dass man es gar nicht tut.

„4ZimmerWohnung“ ist eine Versuchsanordnung … 

Die Idee war: Jeder Mensch hat seine eigenen Probleme, seine persönliche Geschichte, Identität usw. und man kann darüber auch mit Anderen reden – solang die ähnliche Probleme haben. Wenn wir nun aber eine Gruppe von vier Freunden hätten, die von vier völlig unterschiedlichen Gleisen abfahren, wird es schwierig. Da habe ich mich gefragt, was passiert, wenn ich denen einen Kommunikationsbaustein gebe –  diese Zimmer-Metapher, dass sie sich den jeweils anderen als Zimmer vorstellen sollen. Ob man sich dann auf dieser Grundlage austauschen kann?

Klingt harmlos, erweist sich aber als risky Partyspiel, wie Sie’s inszenieren. Sind Sie ein Fan von „Wahrheit oder Pflicht“?

Absolut! Wenn man „Wahrheit oder Pflicht“ ernst nimmt und eine Weile durchspielt, dann geht’s dabei ja auch nicht nur darum, dass man sich so semi-wichtige Fragen stellt und ein bisschen was zu lachen hat. Irgendwann kommen die tiefer gehenden Fragen! Es ist auch nicht immer nur ein Spiel von Wahrheit. Es ist auch ein Spiel von Manipulation: Wie formuliere ich meine Antwort? Lüge ich vielleicht? Dieses Spiel kann ziemlich komplex werden, zwischenmenschlich gesehen. Und auch in „4ZimmerWohnung“ ist es so, dass es zum Ende hin mehr eskaliert – weil man sich in dieses Spiel eben auch reinsteigern kann. Es ist schnell was Falsches gesagt und die anderen hängen sich dran auf, reiten darauf rum. Und wenn dann noch alle was getrunken haben, kann sich das superschnell hochschaukeln. Das finde ich toll!

Identitäten #2: ….lüge ich vielleicht?

Wirklich? Inwiefern? 

Allein, dass es so sehr auf Sprache ankommt! Ich bin ein riesiger Fan von Sprache. Und bei dem Setting in diesem Stück – das kein szenisches Spiel hat oder sonst was außen rum, nur das gesprochene Wort –  kann man sich komplett in der Sprache ausleben. Ich hab’ mir bei meinen Schauspielenden lang überlegt, wen ich für welche Rolle am passendsten finde. Und wenn ich dann merke, wie die miteinander agieren, wie sie den Text hin und her werfen, sich gegenseitig abnehmen und die Anschlüsse kriegen: Das ist einfach wunderbar zu sehen, wie das Ganze Leben bekommt! Schon wenn du beim Sprechen eine kleine Pause nur ein bisschen länger machst, bekommt ein einzelner Satz eine ganz andere Wirkkraft. Damit kann man super spielen!

Das Problem im gesellschaftlichen Diskurs dieser Tage ist ja, dass es uns immer schwerer fällt, miteinander zu reden. Kann man da in Ihrem Stück was lernen?

Ich hoffe! Ich hoffe! Meine vier Figuren A, B, C und D kommunizieren komplett unterschiedlich. Das heißt, man kann durch die Kommunikation schon mal was über Kommunikation lernen, bevor’s überhaupt um Inhalte geht. Figur D zum Beispiel ist in seiner Natur sehr sozial und kommunikativ, legt sehr viel Wert darauf, dass über alles gesprochen wird, dass alles mal auf den Tisch kommt, dass man alles klärt – und vertraut darauf, dass das auch immer klappt.

Und? 

Naja, manchmal ist man einfach nicht kompatibel in der Art, wie man Dinge sieht und wie man kommuniziert. Dafür stehen Figur A und Figur B. Bei A ist es die Depression, die dazu führt, dass sie eine Opferrolle internalisiert. B steht sich mit seiner toxischen Männlichkeit selbst im Weg, weil er sich immer sofort angegriffen fühlt – das kenne ich von Twitter, damit habe ich ganz oft zu tun. Figur C dagegen, die Hyperintektuelle, greift an, bevor andere sie angreifen können und versteckt sich hinter ihrer Wortgewandtheit. Als Zuschauende(r) kann man da schon was mitnehmen. Ob und was man daraus lernt, kann aber nur jede(r) für sich entscheiden.

Ihr Lieblingsbuch ist „Spieltrieb“ von Juli Zeh, habe ich gelesen. Würde passen. Wenn’s stimmt? 

Ja, das Buch liegt mir wirklich sehr am Herzen! Ich hab’s in einer Phase meines Lebens gelesen, wo es mir nicht gut ging, mit 15, 16, in einem echt kritischen Alter. Es war auch der Moment, wo ich den Nihilismus für mich entdeckte. Und dieses Buch hat sehr viel von meinen Ansichten, wie ich mit der Welt umgehen kann und wie ich die Welt generell wahrnehme, beeinflusst und geändert. Ich hab’ den Roman bis heute dreimal gelesen, was ich sonst nie tue. Und er ist mir immer noch wichtig, weil er die Welt als Spiel begreift, als etwas in sich Sinnloses, und dadurch sagt: In einer Welt, die keine Regeln hat, kann man die Regeln selber setzen – die dann aber natürlich auch wieder nicht verbindlich sind, sondern nur Spielregeln zum eigenen Vergnügen. Ich will damit jetzt nicht sagen, dass ich die Wahnsinns-Hedonistin bin. Aber die Denkart gefällt mir.

Identitäten #3: Just try it!

Das Theater am Haidplatz ist die Experimentierbühne des Theaters Regensburg. Ist da mehr erlaubt als wenn das Stück im Haupthaus liefe? Zur Prime Time und nicht um 22 Uhr?

Denke ich mal, ja! Ich hatte ja noch nicht die Ehre, „Nachtdienste“ hier zu sehen, weil es die wegen Corona nicht gab, seit ich in Regensburg bin. Aber nach dem, was ich gehört habe, ist es der Sinn der Reihe, dass man sich mal so richtig austoben kann. Dass sich die Assistenzkräfte, die Schauspielenden und die Dramaturgie mit eigenen Ideen einbringen dürfen. Dass man die Frage stellt: Was wäre, wenn? Wenn wir was machen, was auf der populären Bühne vielleicht nicht so gut ankommt? Was vielleicht nicht die naheliegendste Idee ist, einen Text zu interpretieren?

Gibt’s ein Zielpublikum für den „Nachtdienst“ und speziell für Ihr Stück?

Habe ich noch nicht drüber nachgedacht. Aber so direkt würde ich sagen: Nein. Ich glaube, das Stück wird jüngere Leute mehr ansprechen, weil die mit der Sprache besser vertraut sind und mit den Referenzen. Aber es geht schon auch andere Generationen und andere Altersklassen an! Figur D mit der Transidentität zum Beispiel redet darüber, wie die Eltern mit der Situation umgehen und die Familie. Oder Figur B, die sich fragt: „Wie wird mir die Rolle der Männlichkeit in der Erziehung auferlegt?“ Das sind Themen, da wünsche ich mir tatsächlich, dass auch Leute im Publikum sitzen, die älter sind, selber Kinder haben und vielleicht denken: „Oh, Schande, ich mein’s ja nur gut mit dem Kind, aber so kommt das rüber, wie ich’s mache …“ Eben, ja! Vielleicht nicht ganz so gut.

Es geht viel um Übergriffigkeiten in Ihrem Stück und um Missverstehen …

Das ist ein Megathema, ja! Auch bei Figur A. Depression an sich ist, wenn man’s beschreibt, einfach zu verstehen. Aber einen depressiven Menschen zu lesen, von dem man das nicht weiß, mit dem man vielleicht nicht so gut befreundet ist, ist nicht einfach, weil diese Menschen oft introvertierte Phasen haben und das nur schwer vermitteln können. Deswegen fände ich es auch hier wichtig, dass Leute im Publikum sitzen, die begreifen: „So geht es Menschen in dieser Situation – und so sieht das nach außen aus.“ Da wär’ echt was gewonnen.

Ganz andere Frage: Wer ist Bartifer?

Eigentlich meine Online-Persona. Ich hab’ total viele Social Media-Accounts, die alle über diesen Namen laufen. Das Netz ist für mich der Ort, wo ich mich inszenieren kann auf Wegen, die mir im realen Leben nicht zur Verfügung stehen. Da geht’s einmal ums Filtern, also um die Frage, was möchte ich zeigen und was nicht. Zum anderen um Fotobearbeitung – ich mach’ ja gerne Dinge mit Make up. Bartifer ist meine Persona auch für die Lieder, die ich schreibe. Und ich hätte wahnsinnig gern, dass es auch die Persona für meine Romane sein könnte, weil es ist schwer, da die Verbindung zu mir zu ziehen, wenn die Romane über den Klarnamen laufen. Bartifer ist ein bisschen so ne Kunstfigur für mich – aus „Bartimäus“, einer meiner frühen Lieblingsbuchreihen, und Luzifer, weil ich zu der Zeit halt wirklich super edgy war. Heute würde ich sagen: Das Beste an dem Usernamen ist, dass er bisher auf allen Kanälen konsequent frei war (lacht)!

Als Bartifer bespielen Sie YouTube, Facebook, Twitter, Tumblr, Instagram, Pinterest, um nur die bekanntesten zu nennen. Als ich das gesehen habe, dachte ich: Wenn Zuckerbergs neue, digitale Parallelwelt Metaverse nicht eh bald starten würde, hätte man sie für Sie erfinden müssen …

Also, mit Second Life, Metaverse etc. bin ich nicht so vertraut, aber mit dem Impact von sozialen Medien generell und mit den Auswirkungen aufs soziale und kulturelle Leben und auf die eigene Identität. Das kam schon während meines Kulturwissenschaftsstudiums oft hoch und ich hab’ auch immer gern und viel damit gearbeitet, weil ich tatsächlich ein großer Fan davon bin, mehrere Identitäten zu haben. Ich glaube nicht an eine Kernpersönlichkeit. Ich glaube an fluide Aspekte einer Person – und da hat man einfach online sehr viel mehr Möglichkeiten, sich auszuleben, weil man auch mal in ästhetische Konzepte eintauchen kann, die es in der Realität nicht gibt. Etwa in das Konzept des Cyberpunks. Online kann ich mir einen ganzen Account machen, der auf diesem Konzept beruht, wenn ich will. Ich kann mir andere Accounts mit anderen Konzepten machen. Kann alle Facetten meines Selbst irgendwie visualisieren, in Text fassen, teilen und in Kommunikation treten und das ist es ja: Identität ist auch immer Kommunikation!

Was ist ein Glam Goblin?

Also (lacht), ich spiele sehr gerne D&D, Dungeons and Dragons, ich weiß nicht, ob Sie das kennen, das ist so eins von diesen Tabletop-Spielen. Man erstellt sich einen Charakter aus einer Fantasy-Welt, und bespielt damit eine Geschichte. In der Welt mag ich Goblins sehr gern! Das ist eine selten bespielte Spezies in D&D verse – kleine, fiese, freche, diebische, mit Feen verwandte Kreaturen, die glitzernde Dinge mögen und ich bin ja ein supergroßer Fan von Glam und Gold und allem! Also habe ich mir vorgestellt, ich wär so ein Edelstein raubender, sich überpompös anziehender Goblin … und hab’ dieses Konzept Glam Goblin genannt.

Sie posten auch Fashion …

Yep! Ich mach Outfit-Fotos, bin wahnsinnig verliebt in den klassischen Dandy-Style und in alles, was irgendwie in Richtung Barock und Rokoko geht  – aber halt getunt, so dass man es heute auch tragen kann.

Bartifer hat allein auf YouTube mehr als 500 Abonnent*innen, Sie haben sich da als Sängerin und Songschreiberin weltweit einen Namen gemacht. Wie das?

Naja, YouTube hat nun mal ein internationales Publikum, da kannst du gar nichts gegen machen, weil die Leute halt rumsuchen und aus Versehen mal Dinge finden wie meine Fan-Songs. Zum Beispiel habe ich ein Lied zur Amazon-Serie „Good Omens“ geschrieben und zwar relativ schnell, nachdem die Serie rausgekommen war. Das Ergebnis: Viele Klicks, mehr als bei meinen anderen Songs, weil die Leute in dem Moment halt grad aktiv danach gesucht haben. Ansonsten habe ich noch eine Handvoll oder vielleicht zehn, zwölf Leute, die mich privat kennen und die mich deshalb hören. Und meine Mutter! Die ist mein größter Fan. Meine Mutter freut sich immer, wenn ich was Deutsches mache.

Mir gefallen ihre Miley Cyrus- und Lana del Rey-Covers. Aber Klasse finde ich tatsächlich auch ihren „Spieltrieb“-Fansong für Juli Zeh.

Den hab’ ich erst vor Kurzem gemacht! Das Buch kenn’ ich schon länger, habe ich ja erzählt. Aber irgendwie hat’s mich jetzt erst gereizt. Ich hab’ mich lang nicht getraut, dieses Buch zu verstehen, versteh es immer noch nicht richtig. Aber jetzt ist es immerhin dazu gekommen, dass ein Lied daraus entstanden ist: „Don Camisi“. 

„….warum bin ich dann hier“: Bartifer-Tribute für Juli Zeh

Es gibt auch einen Song, „Westward“, pure Country,  klassisches Storytelling zur Gitarre, mit dem Sie Ihren ersten Roman „Don Sullivan“ promoten.

… und bald auch einen zu „14 Falken“, meinem neuen Buch! 

„Don Sullivan“ ist ein Western, „14 Falken“ ein Krimi der Kategorie Noir. Wobei der Schobel-Touch in beiden Fällen darin besteht, wie Sie mit den Genres spielen.

Stimmt, ja, „14 Falken“ zum Beispiel ist eigentlich Urban Fantasy mit nem Schuss Noir. Das sage ich auch immer. Aber ich kann nicht sagen, warum es Urban Fantasy ist, weil das erst gegen Ende des Buchs zum Thema wird – und davor sind halt keine magischen Komponenten drin.

Es ist nicht Ihr Ding, „nur“ einen Western zu schreiben oder  „nur“ einen Psychothriller über die Bar-Bekanntschaft zweier Frauen, von denen sich eine aus unerklärlichen Gründen immer wieder entzieht. Oder?

Ich mag’s einfach gern, der Realität so einen Hauch von something more hinzuzufügen! Meistens habe ich ja Figuren, die in der Realität unzufrieden oder mindestens unbefriedigt sind, was auch nicht immer unbedingt das Gleiche ist. Und irgendwann an einem bestimmten Punkt der Geschichte kommt halt dieser Hauch Fantasy dazu, der das Potenzial anspricht, das diese Figur in sich trägt, aber im realen Leben ohne Magie nicht ausleben kann.

Sie beschreiben sich selbst im Netz auch als The Pyrite in the Midas-Touch. Was soviel heißt wie: Was Sie anfassen, verwandelt sich in Katzen- oder Narrengold. Sie haben also nicht nur eine nihilistische Seite, nicht nur einen kritischen Blick auf die Gesellschaft – sondern auch noch Humor? 

Ja, zynischen Humor. Es ist der Humor, der sich aus den anderen beiden Dingen ergibt. Einer meiner Usernamen im Netz war auch mal Papiertiger – als Synonym für etwas, was sehr viel gefährlicher aussieht als es tatsächlich ist. Und bei Katzengold ist das ja ähnlich: Auf den ersten Blick ist es prunkvoll und tief und edel und wenn man dann aber genauer hinguckt, dann merkt man: Es ist eigentlich alles Fassade! Und damit spiele ich dann auch gern …

Tja, normal würd’ ich jetzt sagen: War schön, Sie kennenzulernen! Aber besser ist wohl: Ich arbeite dran, oder?

Gerne (lacht)

Kathrin Schobel, Jahrgang 1994, aufgewachsen in Wedemark, „20 S-Bahn-Minuten von Hannover“, hat drei Semester Filmregie in Schwerte studiert. Ihren Abschluss machte sie an der TU Dortmund in Kulturwissenschaft. Danach wollte sie immer noch zum Film, aber was ihr dort fehlte, sagt sie, war „der kreative Flow“. Das Business war ihr zu technisch, der Wechsel ans Theater logisch. Seit September 2020 arbeitet sie als Regieassistentin am Theater Regensburg