Seit den ersten „Freiheit statt Sozialismus“-Kampagnen in den 1970er-Jahren dämonisieren Konservative im Wahlkampf potenzielle Linksregierungen. Doch die wirkliche Gefahr droht von Rechts, sagt Eric Sander. In seinem ersten Roman wirft er den Helden, einen desillusionierten Journalisten, in den Kampf gegen eine rechtspopulistische Sturmtruppe und deren Kanzlerkandidaten. Ein Umsturz droht. Der Countdown zur Machtergreifung läuft. „Wir brauchen Dystopien, damit sie gar nicht erst eintreten“, sagt Sander im Interview

0941mag: Eric, kurz vor der Wahl geht in Deutschland die Angst vor einem politischen „Linksruck“ um. Man könnte fast glauben, dass wir morgen kommunistisch regiert werden. Hast du eine Erklärung dafür?

Eric Sander: Ich weiß gar nicht, ob man da von einer Angst sprechen kann! In Umfragen, in denen die Leute gefragt wurden, welche der voraussichtlichen Koalitionsmöglichkeiten sie präferieren, hat Rot-Rot-Grün ja nicht so schlecht abgeschnitten. Ich glaube daher, dass diese angebliche Schreckensvision der letzte Strohhalm  von Armin Laschet ist. „Rote Socken“-Kampagnen haben bei Wahlen in der Vergangenheit ja schon öfter funktioniert. Und ich hab’ so das Gefühl, das ist jetzt das, worauf man sich in der Union eingeschossen hat, um unentschlossene Wähler vielleicht doch noch für CDU und CSU zu mobilisieren. Ob das verfängt, weiß ich nicht. Auf der anderen Seite hat die Die Linke mit ihrer Enthaltung zur Evakuierungsmission der Bundeswehr in Afghanistan zuletzt auch keine gute Figur abgegeben und eher Sympathien verspielt.

Du entwirfst in deinem Roman ein anderes Szenario – nämlich das eines rechten Umsturzes. Der D-Day, der bei dir „Schwarzer Sonntag“ heißt und für die Machtergreifung durch die rechtspopulistische „Volkspartei“ steht, rückt mit jeder Seite näher. Was hat dich bewogen, dieses Buch zu schreiben?

Das war mehr ein Prozess. Ich hatte ja noch nie vorher einen Roman geschrieben – und das muss man erst einmal wollen. Ein ganz wichtiger Moment war da für mich die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten 2017. Das ist nicht spurlos an mir vorübergegangen und ich hab’ mich damals schon gefragt: „Was wäre eigentlich, wenn so etwas bei uns passiert?“  Dass das nicht ausgeschlossen ist, kann man im europäischen Ausland sehen, wo Marine Le Pen in Frankreich seit Jahren auf ihre Chance lauert und Victor Orban in Ungarn und die PiS-Partei in Polen den Rechtsstaat teilweise schon abgeschafft haben und entschlossen in Richtung Autokratie marschieren. Mein Gedanke war: Okay, wenn so jemand bei uns an die Macht käme, dann wäre es nicht Trump, sondern eine rechtspopulistische Partei. Wie könnte das ausschauen? Das hab’ ich versucht, mir auszumalen. Ende 2019 hatte ich dann zum ersten Mal das Gefühl, dass daraus ein Buch werden könnte. Ich hab’ dann angefangen, am Plot zu schreiben, den ich kurz vor Corona fertig hatte. 

„Die letzte Wahl“, so der Titel deines Buchs, suggeriert: Es ist fünf vor zwölf. Wenn wir jetzt als Gesellschaft nicht aufwachen und uns vor den demokratischen Rechtsstaat, seine Institutionen und Errungenschaften stellen, dann war es das. Glaubst du das? Siehst du diese Gefahr?

Ich sehe diese Gefahr, sonst hätte ich das Buch nicht geschrieben, aber ich sehe sie nicht bei der kommenden Wahl. „Die letzte Wahl“ bezieht sich deshalb auch nicht auf diese Bundestagswahl, sondern spielt in einer nahen Zukunft – und da kann ich mir schon vorstellen, dass wir in einigen Jahren mit Entwicklungen konfrontiert sein könnten, wie ich sie hier beschreibe. Ich hab’ die aktuellen Zahlen jetzt nicht im Kopf, aber Ende August war die AfD in Thüringen den Umfragen zufolge stärkste Partei …

Sie lag dort auch bei den U18-Wahlen Mitte September vorn – anders als im Bund, wo Kinder und Jugendliche die Grünen wählten. 

Das bestätigt die Einschätzung von Freunden, die im Osten wohnen und die mir gesagt haben, dass sie das Szenario meines Romans keineswegs für aus der Luft gegriffen halten. Dass Rechtspopulisten bei uns den Durchbruch bisher nicht geschafft haben, ist wohl vor allem eine Frage der Figuren. Noch fehlt der deutschen Rechten jemand mit dem Charisma einer Marine Le Pen oder auch eines Jörg Haider. Aber wenn sich das ändert, ist wahrscheinlich mehr möglich als man heute denkt.

In den Kinos läuft gerade der neue Film von Christian Schwochow, „Je suis Karl“, mit Shootingstar Jannis Niewöhner als toxisch attraktivem Anführer eines identitären Jugendnetzwerks. Macht’s da Bingo bei dir?

Ja, klar! Alte Männer mit Hundekrawatte, sag’ ich mal, werden es nicht schaffen, Leute auf ihre Seite zu ziehen, die nicht sowieso mit den Ideen der Rechten sympathisieren. Alain Delon, der Schauspieler, der ja auch mit sehr seltsamen, rechten Ideen sympathisiert, hat dazu mal gesagt: „Wenn Jean-Marie Le Pen“, der in Frankreich ja schon in den 80er- und 90er-Jahren viele Stimmen bekommen hat, „so aussähe wie ich, wäre er schon Präsident.“ Und da ist schon was dran. Vor allem, wenn man sieht, wieviele uncharismatische Politiker es hierzulande gibt. 

Toxisch attraktiv:; Jannis Niewöhner in Christian Schwochows Film „Je suis Karl“ / Foto: Pandora Film

Schwochows Film geht von ähnlichen Voraussetzungen aus wie du im Buch. Der Rechtsruck in Deutschland sei ein akutes Problem. Außerdem, sagt er, mache es ihn „unheimlich wütend“, dass das Thema im Wahlkampf keine Rolle spielt. Wie geht es dir damit?

Ich bin da zwiegespalten! Beim ersten Triell zum Beispiel wurde ja überhaupt nicht über das Thema Rechtsruck gesprochen und ich weiß nicht, ob das nicht sogar eine kluge Strategie ist, weil die Umfrageergebnisse der Rechten ja momentan auch nicht so sind, dass man in einem solchen Rahmen darüber reden müsste. Es kann auch von Vorteil sein, einen Gegner zu ignorieren und im Wahlkampf nicht über jedes Stöckchen zu springen, das einem der Andere hinhält. Ich finde das prinzipiell nicht verkehrt – vorausgesetzt, man nimmt die Gefahr ernst und verharmlost sie nicht, dann finde ich es bedenklich. Aber wenn man sagt, wir lassen uns von den Rechten nicht den Diskurs diktieren, ist das richtig. Und richtig wäre auch, mit Rechtspopulisten über ganz alltägliche Themen zu reden wie Mieten, Steuern, Klimakrise – weil man dann feststellt, dass sie ganz oft blank sind.

„Die letzte Wahl“ ist ein Thriller. Guter, teilweise harter Stoff. Süffig geschrieben. Leicht zu lesen. Aber kann so ein Stück guter Unterhaltung im Leser wirklich etwas auslösen – ein Nachdenken über politische Entwicklungen, eine Neubewertung dessen, was sich da vor unseren Augen abspielt?

Das ist eine gute Frage, die stelle ich mir selbst auch und ich hab’ auch keine definitive Antwort darauf. Im Moment kann ich mich nur darauf  beziehen, was ich höre. Ich hab’ viele Kritiken gelesen, hab auch Zuschriften bekommen, und da habe ich das Gefühl, dass man durchaus Leute erreicht, denen manche Sachen so nicht klar waren – denen nicht klar war, wie Fake News funktionieren, die nicht wussten oder kaum glauben konnten, dass man unser Grundgesetz auch aushebeln kann, wenn man nur dazu bereit ist. Also, ich glaube schon, dass man mit einem Thriller Denkanstöße geben kann. Und ich hoffe natürlich, dass das dazu führt, dass die Leute sich dann auch weiter mit dem Thema beschäftigen. Ich glaube, dass wir Dystopien brauchen, damit sie gar nicht erst eintreten. Und dass es auch nicht verkehrt sein kann, ein bisschen schwarz zu malen.

Deine Hauptfigur, der Journalist Nicholas Moor, setzt buchstäblich alles – Karriere, Familie, am Ende sogar sein Leben – aufs Spiel, um den politischen GAU noch abzuwenden. Moor ist als klassischer Loner die Sympathiefigur des Buchs. Sein Gegenspieler Markus Hartwig als Chef der „Volkspartei“ skrupellos, ein machtbesessener Karrierist und nahezu exemplarischer Bösewicht. Die Realität ist nicht ganz so schwarz/weiß, oder?

Das Genre verlangt gewisse Vereinfachungen, das will ich gar nicht bestreiten. Aber es gibt auch Stimmen, die sagen, dass Markus Hartwig als Parteichef und Kanzlerkandidat der „Volkspartei“ nicht negativ genug gezeichnet ist. Umgekehrt ist ein Kritikpunkt, dass man nur schwer Sympathien für Nicholas Moor entwickeln könne, weil er gar so ein einsamer Wolf ist. Also, es gibt da doch sehr unterschiedliche Meinungen. Ich für mich hab’ versucht, zumindest die Figur des Hartwig ein bisschen differenzierter zu zeichnen – ob mir das gelungen ist, müssen die Leserinnen und Leser entscheiden.

Im Roman macht sich Hartwig einen Spaß daraus, die Medien vor sich her zu treiben: „Jeden Tweet von ihm, jeden Retweet, jedes Like, jeden Anruf in einer Radiosendung, jedes Fernsehinterview verbreiten sie mit dem Eifer pflichtbewusster Chronisten“. Trifft’s das? Oder ist das übertrieben?

Es ist ein bisschen zugespitzt. Aber ich glaube, tendenziell ist da viel Wahres dran, weil die Medien einfach gewissen Mechanismen unterliegen – das weiß ich als Journalist ja auch und du weißt es auch -, denen man nicht entkommen kann. Obwohl man weiß, dass es vielleicht nicht richtig ist, hat man genau diese Chronistenpflicht und denkt, ich muss da jetzt berichten. Ich glaube, dass es ganz oft besser wäre, genau das nicht zu tun. Nicht, um etwas zu verschweigen, sondern weil es wichtigere Probleme gibt, über die man stattdessen berichten müsste. Der Journalismus will aber gerade im Medienzeitalter möglichst viel Aufmerksamkeit generieren und steht auch in Konkurrenz mit anderen Quellen in der Aufmerksamkeitsökonomie. Das führt dazu, dass man sich auf Sachen wirft, von denen man weiß: „Ah, das wird viel geklickt, viel geschaut“ – obwohl klar ist, dass es inhaltlich nur heiße Luft ist oder sogar Schaden anrichtet.

„Aufmerksamkeitsökonomie“ klingt sexy! Aber was macht das mit dem Journalismus?

Ich seh’ da nicht so schwarz, bin eher optimistisch, weil ich das Gefühl habe, dass viele Journalistinnen und Journalisten mittlerweile auch verstanden haben, dass es problematisch ist, jedes Thema aufzugreifen, das von irgendwelchen Politikern kommt oder auch von Rechts. Ich sehe schon, dass die Leute gefangen sind in ihrer Rolle und dem, was sie als Medien bedienen müssen. Mein Eindruck ist aber, dass das anders als noch vor ein paar Jahren mehr reflektiert wird. Meine Angst ist eine andere …

Nämlich?

Dass es bei uns in naher Zukunft so kommt wie in den USA, wo es Medien gibt, die den ganzen Tag nichts Anderes machen als die Agenda von Parteien zu befeuern wie zum Beispiel Fox News. Noch ist es nicht so weit. Es gibt Bild TV, was aber eben kein deutsches Fox News ist, wenn stimmt, was ich darüber gelesen habe. Ich sehe Versuche, so was zu etablieren. Russia Today gehört dazu. Aber das, fürchte ich, ist erst der Anfang.

Journalistenverbände in Deutschland beobachten mit Sorge die Abwanderung von Redakteuren aus den Verlagen in die Presseabteilungen der Parteien. So kann man die vierte Gewalt auch austrocknen, oder? 

Ja, ich verfolg’ das auch, das ist offenbar gerade bei regionalen und lokalen Medien ein Problem. Also nicht nur, dass man einfach ins Marketing oder in die PR wechselt, weil dort besser gezahlt wird. Das hat es immer schon gegeben. Nein, man wechselt gleich aus der Politikredaktion in ein Ministerium und den Redaktionen geht dadurch viel politisches Wissen und Kompetenz verloren. Es ist ein Teufelskreis: Die wirtschaftliche Situation der meisten Verlage hat sich in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert, Redaktionen wurden verkleinert. Das hat dazu geführt, dass bestimmte Politikbereiche gar nicht mehr abgedeckt werden können – und in diese Lücken stoßen dann die Ex-Kollegen aus der Politik. Das ist natürlich eine unterschwellige Bedrohung der Demokratie. Hinzu kommt noch die Einschränkung der Meinungsvielfalt durch Fusionen in der Presselandschaft wie zuletzt durch die Passauer Neue Presse.

Als Autor entwickelst du seherische Qualitäten – etwa bei der Spy-Software Securecom zur lückenlosen Verfolgung politisch Andersdenkender, mit der die Rechten aus deinem Buch den Journalisten Nicholas Moor fast zu Tode hetzen. Du warst beinahe fertig mit deinem Roman, als der Pegasus-Komplex bekannt wurde. Wusstest du mehr?

Das Thema Überwachung beschäftigt mich schon lang. Ich les’ da sehr viel drüber und recherchier’ auch viel. Dass es so eine Software gibt, war irgendwie klar. Auch, dass es die technischen Möglichkeiten für solche „Exploits“ gibt wie dass man Leuten eine Nachricht schicken und auf diese Weise ihr Handy übernehmen kann. Wer sich ein bisschen auskennt, wusste das. Allerdings, dass es in so einem Maß ausgenutzt wurde, auch von Regierungen, wie bei Pegasus, war mir nicht klar. Und ich glaube, das war vielen nicht klar. 

Die Stärke deines Thrillers, also das, was einem als Leser so richtig Angst machen kann, sind Szenarien, die man nicht für möglich hält. Zum Beispiel, dass es gar nicht schwer wäre, Gesetze einzubringen, wie sie einem grad passen und dass man auf diesem Weg sogar das Grundgesetz außer Kraft setzen kann. Woher hast du das?

Ich hab’ das aus einem Essay des Juristen und Journalisten Maximilian Steinbeis, den er erst in der „SZ“ und dann auf seinem Verfassungsblog veröffentlicht hat. Mittlerweile, glaube ich, gibt es sogar Theaterstücke, so kleine Dramoletts, die auf der Grundlage seines Essays entstanden, weil so viele Leute so entsetzt waren über die Optionen, die er da beschreibt. Ich selber bin kein Jurist. Aber nach allem, was ich dazu gelesen habe, scheint es tatsächlich so zu sein, dass man mit genug krimineller Energie das Bundesverfassungsgericht aushebeln kann. Wenn man das geschafft hat, könnte man auch Gesetze verabschieden, die gegen die Verfassung verstoßen – und, wenn man noch einen Schritt weiter geht, das Grundgesetz abschaffen. Mich hat das auch überrascht. Aber andererseits ist es auch nicht wirklich erstaunlich. Als ich noch Politik studiert hab’, hat ein Dozent immer gesagt: „Was auf dem Papier steht, steht aufm Papier. Worauf es ankommt, ist, ob die Leute wirklich dahinter stehen.“ Das heißt: Eine Demokratie muss gelebt werden. Und eine geschriebene Verfassung nutzt gar nichts, wenn nicht genügend Leute bereit sind, sie auch zu verteidigen. Denn eins zeigt das Beispiel aus dem Roman: Dass wir uns nicht darauf verlassen können, dass schon alles irgendwie gut wird. Sondern, dass man dafür kämpfen muss.

Wieviele schlaflose Nächte hat es dich gekostet, dieses Sonderwissen zu teilen?

Nicht eine! Der Gedanke, dass ich mit meinem Buch die Anleitung zum Putsch quasi mitliefere, hat mich nicht wirklich beschäftigt. Denn ich bin überzeugt, dass Leute, die klug genug sind und die kriminelle Energie haben, in diese Richtung zu denken, die einschlägigen Stellen längst gefunden haben. Meine Hoffnung ist umgekehrt mehr die, dass der Roman als Hinweis darauf gelesen wird, dass es Schwächen in unserem System gibt, wo man aufpassen muss.

Wenn wir von Rechten reden, denken wir meistens in Stereotypen …

Genau das ist falsch – und deshalb taucht in dem Buch auch kein Skinhead auf oder jedenfalls nicht in einer wichtigen Rolle. Typische, „dumpfe“ Skinheads gibt’s. Und für Leute, die da in der Nähe leben müssen oder in Orten, wo die dominant auftreten, ist das furchtbar. Aber ich glaube, die Skins sind nicht die, vor denen wir Angst haben müssen. Es sind die etwas Klügeren, Rechte, die wissen, wie man mit Social Media umgeht und die eben auch wissen, wie man im Zweifel das Grundgesetz aushebelt. Ich glaub’, dass wir da oft noch zu simple Vorstellungen haben, befeuert möglicherweise durch bestimmte Medien-Erzählungen aus den letzten Jahrzehnten – oder weil man im Alltag den dumpfen Rechten einfach eher wahrnimmt als den, der nichts sagt und im Anzug herumläuft.

Ohne viel über „Die letzte Wahl“ zu verraten, kann man sagen, dass es ein Buch ist, dass nach einer Fortsetzung verlangt. Wie weit bist du da in deinen Überlegungen?

Das ist lustig, denn ich habe eigentlich nie an eine Fortsetzung gedacht. Aber es kommen tatsächlich viele Leserinnen und Leser mit genau der Frage auf mich zu, vielleicht, weil das Ende offen ist. Ich selber könnte mir eine Fortsetzung vorstellen, wüsste aber nicht, ob das dann noch so in der Realität begründet sein könnte, ob es nicht zu sehr Zukunftsvision wäre. Aber was ich sagen kann, ist: Ich denke natürlich über ein neues Buch nach und weil mich das Thema Überwachung und Überwachungsstaat nach wie vor beschäftigt, wird es in einem meiner nächsten Bücher auch wieder eine Rolle spielen. Die große Gefahr ist ja, dass wir durch die Überwachungsmethoden, die wir heute haben, all jenen in die Hände spielen, die eine Diktatur errichten wollen oder einen autoritären Staat. Wer das will, muss quasi nur noch den Schlüssel umdrehen – Edward Snowden spricht in diesem Zusammenhang nicht ohne Grund von einer „Turnkey Tyranny“. Das beschäftigt mich sehr. Und dazu werde ich sicher noch was schreiben. 

Eric Sander ist ein deutsch-französischer Journalist. Er hat Politikwissenschaft und Soziologie in Berlin und München studiert und schreibt unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, Spiegel Geschichte und Stern Crime. Die Gefahr durch Rechtsextremisten beschäftigt ihn, seit ihm seine Großmutter von der Besetzung ihres Heimatortes durch deutsche Soldaten erzählt hat. Auch auf den Social Media Kanälen Twitter und Instagram ist der Autor unter @ericsanderautor zu finden. "Die letzte Wahl" ist bei Lübbe erschienen (365 S., 15,90 Euro)